Die Pflanzen auf dieser Seite sind -keine- Florenverfälschung!

"Was von den einmaligen Arten auf Mauritius noch übrig ist, wird von irgendwelchem Zeug überwuchert, das überall auf der Welt vorkommt - Liguster, Guaven und ähnlichem Scheiß."

Douglas Adams, "Die Letzten ihrer Art..."

Diese Galerie ist den exotischen Neuzugängen unserer Flora gewidmet. Es scheint, daß die Vermehrung von solchem Unkraut den Naturschutzbehörden ein größeres Anliegen ist als die Wiederansiedlung ausgestorbener einheimischer Arten. Ich zitiere aus dem Buch "Orchideen im Garten" von Kohls und Kähler: "In vielen Naturschutzgebieten ist ein starker Rückgang der Orchideen zu verzeichnen, weil dort selbst pflegerische Eingriffe des Menschen untersagt sind. In der Nähe Alfelds wurde ein Standort des Frauenschuhs durch zunehmende Verbuschung fast völlig zerstört, weil eine Ausdünnung des Buschwaldes verhindert wurde." Für ähnliche Präzedenzfälle aus der Praxis, wenn möglich mit schriftlichen Nachweisen, wäre ich jedem dankbar.


Selten wie Dreck...


Solidago canadensis - Kanadische Goldrute
Diese unglaublich anpassungsfähige Pflanze hat sich nicht an ihre Rolle als Zierpflanze in Gärten gehalten und hat sich wie die biblische Heuschreckenplage dermaßen effizient über ganz Europa verbreitet, daß sie wohl für den Rest der Zeiten Bestandteil der hiesigen Flora bleiben wird. Die Vermehrung erfolgt unterirdisch durch Ausläufer sowie Unmengen flugfähiger Samen. Die Goldrute bildet dichte Kolonien in Wiesen, Ruderalflächen und lichten Wäldern, auch in Feuchtgebieten. Das Foto wurde an einem Orchideen-Halbtrockenrasen geschossen auf dem sich Helm- und Purpurknabenkräuter mehr oder weniger erfolgreich gegen den starken Fremdling behaupten müssen, der auf großen Teilen der Wiese dominiert.


Heracleum mantegazzianum - Herkulesstaude, Riesenbärenklau
Die übermannshohe osteuropäische Pflanze ist an einigen günstigen Standorten verwildert. Die fächerförmigen Blätter nehmen nicht nur anderen Pflanzen sehr viel Platz und Licht weg, sie sind auch für den Menschen gefährlich. Heracleum mantegazzianum enthält einen Saft, der bei Kontakt mit der Haut und gleichzeitiger Sonneneinwirkung geschwürartige Hautentzündungen hervorrufen kann. Durch den tiefreichenden Wurzelstock ist die Pflanze nicht leicht zu entfernen. Das Bild wurde in einem Dünengebiet nahe Mannheim aufgenommen.


Impatiens glandulifera - Drüsiges Springkraut
Oft werde ich von Spaziergängern auf diese Pflanze angesprochen, die mir sagen sie hätten Orchideen gefunden - ein Zeichen daß die Leute schon gar nicht mehr wissen was sie verloren haben. Die Zeiten in denen der nette Brauch Muttertagssträuße mit Knabenkräutern zu binden noch praktiziert wurde sind wohl in den meisten Gegenden vorbei. Stattdessen bekommen Naturfreunde diese Pflanze die auch wieder als ehemalige Zierpflanze aus Indien in die freie Natur ausgebrochen ist. Dort wächst sie bevorzugt auf feuchten Wiesen und an Bachläufen, auf der Reißinsel bei Mannheim bildet das Springkraut große Kolonien und dominiert wie die Herkulesstaude durch ihre Größe. Noch verbreiteter ist das kleinblütige Springkraut Impatiens parviflora zentralasiatischer Herkunft.


Polygonum cuspidatum/sachalinense - Japan-Knöterich/Sachalin-Knöterich
Auf der Reißinsel Mannheim bildet der exotische Knöterich übermannshohe Wälder. In solchen Beständen kann sich keine andere Pflanzenart mehr halten. Durch das tiefgehende Wurzelwerk ist die Pflanze wo sie sich erst mal breitgemacht hat, kaum auszurotten.


Rhus toxicodendron/diversiloba - Poison ivy, Poison oak
Das amerikanische Giftefeu ist (noch) keine Plage in der einheimischen Flora, ich wollte sie hier vorstellen um auf die Sorglosigkeit hinzuweisen mit der im akademischen Bereich mit den aggressiven Fremdlingen umgegangen wird. Ein Exemplar dieser Art steht in den Gärten der Universität Kaiserslautern im Freigelände völlig offen, als einziger Schutz ist ein Schild angebracht das Gartenbesucher vor Berührung warnt. Im Ursprungsland USA ist Toxicodendron durchaus eine Massenpflanze, in den kalifornischen Redwoods z.B. kann man sich kaum bewegen ohne irgendwann Poison Oak zu berühren. Das hat sehr unangenehme Folgen, selbst eine leichte Berührung der hochgiftigen Pflanze ruft lang anhaltende, juckende Hautausschläge hervor. Jeder Besucher botanischer Gärten sollte verlangen daß Pflanzen dieser Gefährlichkeit hinter Glas gehören, eine Verwilderung in die europäische Flora wäre für Menschen und Tiere sehr gefährlich.


Epipactis palustris x gigantea
Noch ein Beispiel von Bürokratenwahn. Autochtone Samen entnehmen, sie vermehren und ausgestorbene Populationen ins Leben zurückrufen, wird als "Florenverfälschung" bezeichnet. Kreuzen von Arten aus verschiedenen Ländern und Hybriden verkaufen, die nicht in der freien Natur vorkommen können ist offensichtlich keine Florenverfälschung. Nach verschiedenen Problemen mit den selbsternannten Inquisitortypen in der Regierung, ist dies genau das was ein sehr talentierter Gärtner getan hat. Hybriden verschiedener Epipactis und Cypripedium Arten können jetzt häufig im Angebot von professionellen Orchideengärtnereien gefunden werden. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die ersten Bastard Pflanzen aus den Gärten ausbrechen. Offensichtlich ist dies immer noch keine Florenverfälschung für die Betonköpfe in der Regierung, während der legale Bezug autochtoner Samen schwieriger als jemals zuvor geworden ist. Dies führt zu der Schlußfolgerung, daß die Amtspersonen planen die wilden Orchideenpopulationen mit ihrer Blockiertheit und Abwesenheit jegliches gesunden Menschenverstandes zu vernichten, wie sie es bereits taten als sie Leuten für viele Jahre verboten das Gras zu schneiden und das Buschwerk zu beseitigen. Nun, es gibt zumindestens ein gutes an den Hybriden: Sie können benutzt werden um mit Flaschenkultur und Biotopgestaltung zu experimentieren ohne auch nur zu riskieren von arroganten Egozentrikern angemacht zu werden, die denken daß sie Gott selbst repräsentieren. Solange solche Leute noch die Naturschutzszene beherrschen, empfehle ich ich ein CITES Dokument für jede nicht-hybride Pflanze zu besorgen und deren Samen zu entfernen um zu vermeiden wegen "Florenverfälschung" angeklagt zu werden. Tut mir leid.

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